Bürger für einen attraktiven Stadtkern!

Die Stadt lud zur ersten Bürgerinformation zur Stadtkernplanung ein und der Ratssaal wurde rappelvoll.

Frank Schlegelmilch, Co-Geschäftsführer des Planungsbüros BPW Baumgart + Partner stellte sehr überzeugend seine Zustands- und Schwachstellenanalyse zur derzeitigen Mitte Schenefelds vor und begründete Umfang und Gliederung des Untersuchungsgebietes.

Ungewöhnlich war die Einheitlichkeit der Meinungsäußerungen der anwesenden Bürger: Bis auf einen anwesenden Grundeigentümer aus dem Planungsgebiet erkannten alle die Notwendigkeiten und auch die Chancen einer umfassenden Stadtkernplanung. Hervorzuheben sind dabei vor allem Meinungsäußerungen von Neubürgern, die ohne Relativierung die heutige Unattraktivität des Kernbereichs von Schenefelds konstatierten.

An Defiziten wurden u.a. angeführt:

  • die mangelhafteVernetzung des Stadtkerns für den nichtmotorisierten Verkehr,
  • die Abgeschlossenheit und fehlende Öffnung des Stadtzentrums nach außen,
  • die Einbettung des architektonisch hochwertigen Bauwerks des Stadtzentrums in ein baulich unattraktives Umfeld, bestehend aus Gewerbebrachen, einem Kleingewerbegebiet mit dem Charme einer 50-er Jahre Behelfsbebauung und einem Gartenbaubetrieb,
  • die Dominanz einer viel zu breit gebauten LSE, die offensichtlich für hohe Fahrgeschwindigkeiten gebaut wurde,
  • die fehlenden Gründe für die Bürger den Stadtkern aufzusuchen, da es dort außer dem Rathaus und dem Einkaufszentrum nicht viel zu besuchen gibt,
  • daraus folgend, die mangelhafte Aufenthaltsqualität,
  • unattraktive bis hässliche Parkplätze,
  • ein fehlendes Dienstleistungs- und Bürgerzentrum,
  • der zusätzliche Flächenbedarf der Verwaltung,
  • das Fehlen irgendeiner architektonischen oder städtebaulichen Idee jenseits des Einkaufszentrums,
  • das auf hohe Geschwindigkeiten ausgelegte, im Flächenbedarf viel zu große Kreuzungsbauwerk der Kiebitzbrücke, u.a.m.

Als dickste Bretter wurde ein Anpassungsbedarf für die LSE als Dorf und Siedlung trennende Barriere und das Brückenbauwerk der Kiebitzbrücke genannt. Herr Schlegelmilch warb eindrücklich dafür, sich nicht zu stark auf diese beiden Aspekte zu konzentrieren, da es jenseits der Entscheidung der Stadt liegt, was hier letztlich erreicht werden kann. Verbesserungen im Stadtkern sind auch ohne diese dicken Bretter notwendig und erreichbar.

Auf Grund der wiederholt geäußerten Ablehnung einer umfassenden Stadtkernplanung durch die CDU, erklärte Herr Schlegelmilch überzeugend, dass eine erfolgreiche Stadtkernplanung auch das Umfeld mit in ein erweitertes Untersuchungsgebiet einbeziehen muss. Das Stadtzentrum genannte Einkaufszentrum ist Kernbestandteil des Stadtkerns und muss damit selbstverständlich Bestandteil des Untersuchungsgebietes sein, auch wenn niemand vor hat, das Stadtzentrum selbst zu überplanen. Ebenso kann eine Attraktivitätssteigerung für das Umfeld des Stadtzentrums ohne Einbeziehung aller angrenzenden Flächen in die Planung, nicht erreicht werden.

In diesen Fragen verrennt und isoliert sich die CDU und es bleibt zu hoffen, dass die überzeugende Präsentation des Planungsbüros und der einmütig eine Verbesserung des Stadtkerns fordernde Bürgerwille ihre positive Wirkung auf die weitere Meinungsbildung aller Parteien bewirkt.

Es wurde auch die Frage gestellt, wieso man heute glaubt, jetzt beim dritten oder vierten Versuch den Kern neu zu planen, zu einer erfolgreichen Implementierung zu kommen. Eine wichtige Frage. Warum ist es mehrfach gescheitert und warum glauben wir, dass die Planung dieses Mal mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Erfolg führt?

Der jetzige Planungsprozess unterscheidet sich in ganz entscheidenden Voraussetzungen:

  • Im Unterschied zu den ersten Versuchen glaubt die Politik in ihrer Mehrheit heute nicht mehr, dass die Stadt mit ihrem eigenen Personal die Planung im Detail durchführen sollte. Dieser Ansatz war schon beim Stadtkern Nord (Einkaufszentrum) Kernfehler und man lernte lange nichts daraus. Ganz anders jetzt: Stadtplaner, Fachbereichsleiter und Verwaltungsspitze implementieren mit mehrheitlicher Unterstützung der Politik einen strukturierten Planungsprozess, der in großem Umfang externe Fachkompetenz einbezieht.
  • Im Unterschied zu den früheren Planungsversuchen beschreitet man einen Weg, der auch die Überwindung von blockierenden Interessen ermöglicht. Eine umfassende Stadtkernplanung eröffnet große Chancen und Potentiale auch für die heutigen Grundeigentümer. Sollten diese von Einzelnen nicht erkannt werden, wird fehlende Kooperationsbereitschaft dieses Mal nicht mehr zur Blockade führen. Zu groß ist der Wunsch der Bürger dieser Stadt, nach einem attraktiveren Stadtkern, als das man diesen Wunsch den Individualinteressen einzelner Interessenten wieder einmal opfern wird. Das darf und das wird nicht geschehen.
  • Die sehr frühzeitige Einbeziehung der Bürger in den Planungsprozess war Ende der 80er Jahre noch undenkbar. Zu stark war der Widerstand der damals großen Parteien. Hatte man sich doch gerade erst mit Mühe an die öffentlich tagenden Ausschüsse gewöhnt. Bürgerbeteiligung hieß damals noch, den Bürgern eine quasi fertige Planung oder bestenfalls Planungsalternativen vorzustellen. Jetzt beziehen wir die Bürgen von Beginn an in jede Stufe der Planung mit ein. Die Bürger der Stadt spielen anders als früher eine Schlüsselrolle. Und die Bürger fordern einen attraktiveren und lebendigeren Stadtkern. Nicht nur ein paar qm mehr für die öffentliche Verwaltung.

Noch ein weiterer Aspekt ist wesentlich: Dieses Mal ist Schenefeld Teil eines von Land und Bund geförderten Stadterneuerungsprozesses. Mit erheblichen Kostenbeteiligungen von Land und Bund, aber auch Pflichten und Regeln seitens der Stadt. Vielleicht brauchen wir genau diese Leitplanken auf dem weiteren Weg.

Wir legen heute entscheidende Grundlagen für den Stadtkern von Schenefeld. Wir GRÜNEN stellen uns den Herausforderungen und werden aktiv an einem attraktiveren Stadtkern für Schenefeld mitwirken.

 

Artikel im Schenefelder Tageblatt: Prioritäten für den Stadtkern