Pro & Contra Friedhof für Schenefeld

Bericht vom Jour Fixe ‘Pro & Contra Friedhof für Schenefeld’

Auch der Jour Fixe zum Thema ‘Ein Friedhof für Schenefeld’ wurde dem Anspruch gerecht, zu einer neuen politischen Kultur in Schenefeld beizutragen gerecht. Trotz der gleichzeitigen Übertragung des Champions-League Spiels Bayern München gegen Real Madrid war die Gesprächsrunde erfreulich gut besucht. Besonders freuten wir uns über die aktive Teilnahme an der Diskussion durch den Vorsitzenden des Seniorenbeirats Herrn Vogelgesang und von Schenefelder Bestattern, unter Ihnen auch Herr Seemann, Eigentümer des Bestattungsinstitutes Seemann.

In einer sehr sachlichen und respektvollen Gesprächsrunde kamen alle Für und Wieder zum Thema Friedhof zur Sprache.

Übereinstimmung herrschte in der Frage, dass der Wunsch nach einem Friedhof in Schenefeld ein gerechtfertigtes emotionales Anliegen zahlreicher Bürger ist. So wurde mehrfach erwähnt, dass es erst einmal befremdlich ist, wenn eine Gemeinde keinen Friedhof hat. Aber, das ist eine Schenefelder Realität von Beginn an. Die Traditionsfriedhöfe von Schenefeld waren und sind noch immer die beiden wunderschönen Friedhöfe in Nienstedten und in Sülldorf. Hier haben auch fast alle alten Schenefelder Familien ihre Gräber.

Aber sowohl der Vorsitzende des Seniorenbeirates, als auch alle anwesenden Bestatter teilten auch die Sichtweise, dass alle rationalen Gründe, insbesondere die wirtschaftlichen, gegen die Neuanlage eines Friedhofs sprechen.

Zu den genannten Gründen gegen die Neuanlage eines Friedhofs wurden genannt:

  • Die stark im Wandel begriffene Bestattungskultur. Herr Seemann erwähnte, dass in ihrem Unternehmen nur noch 25% der Bestattungen Körperbestattungen sind. Besonders die anonymen Bestattungen werden nicht nur aus Kostengründen immer häufiger gewählt.
  • Es bestehen zahlreiche, sehr schöne parkähnliche Friedhöfe rund um Schenefeld, die alle über einen ansteigenden Leerstand klagen. Ein neuer Friedhof in Schenefeld könnte weder in der Attraktivität der Anlage noch in der Breite des Bestattungsangebotes wettbewerbsfähig sein.
  • Hamburg löst auf Grund des wachsenden Leerstandes Friedhöfe auf. Unter anderem finden keine Bestattungen mehr auf dem Friedhof am Bornkampsweg statt.
  • Friedhöfe stellen ein sicheres wirtschaftliches Risiko für die Stadt dar, welches man nach der Eröffnung auch über viele Jahrzehnte nicht beenden kann. Das Kostenrisiko für die ersten 25 Jahre des Betriebs liegt in der Größenordnung von mehr als € 3 Millionen. Diese Mittel zur Kostendeckung des Friedhofes müssen an anderer Stelle bei den kommunalen Aufgaben eingespart oder durch Steuererhöhungen gedeckt werden.
  • Es besteht ein starker Kostendruck bei den Bestattungen. Die Erlöse werden für die Belegungsdauer von 25 Jahren nur zu Beginn eingenommen, anschließend folgen viele Jahre, in denen ohne weitere Einnahmen die laufenden Kosten zu tragen wären.
  • Die Bestatter rechnen in den ersten Jahren mit nur 20 Bestattungen in Schenefeld. Das sind knapp 10 Prozent der jährlichen Todesfälle in Schenefeld. Auch nach der Anlage eines Friedhofes in Schenefeld wird die große Mehrheit aller verstorbenen Schenefelder weiterhin auf Friedhöfen andernorts, bis hin zum Ohlsdorfer Friedhof, bestattet werden.
  • Ein Friedhof in Schenefeld wird nicht über einen Bestattungsraum verfügen. Dieses wäre bei den wenigen Beerdigungen im Jahr auch wirtschaftlich nicht zu verantworten.
  • Eine bessere Erreichbarkeit eines Friedhofes in Schenefeld ist ein häufig von Befürwortern genanntes Argument, welches aber in Frage gestellt werden muss. Auch ein Friedhof z.B. am Sandstückenweg ist wegen der schlechten Busanbindung keineswegs besser, als z.B. der Friedhof am Volkspark, der direkt an der Haltestelle der auch an Wochenenden sehr viel häufiger verkehrenden Linie 2 liegt.

Zusammenfassend ist die Summe der Argumente gegen die Neuanlage eines Friedhofs in Schenefeld so gewichtig und umfassend, dass die Bürger der Stadt diese Argumente trotz des Wunsches nach einem Friedhof in Schenefeld berücksichtigen. So verständlich der Wunsch auch ist, so gewichtig sind die Argumente, die dagegen sprechen.