Musterkommune?

Zum Artikel im Schenefelder Tageblatt vom 2. Mai 2013: “Ein großer Tag für Schenefeld

Ein großes Ereignis für Schenefeld: Sogar der Innenminister und der Landrat schauen vorbei. Die Vorstandschefs der DENA und der E.on kommen persönlich zur Vertragsunterzeichnung. Es ist natürlich zu begrüßen, dass Schenefeld sich nach langem Dauerschlaf endlich mit den wichtigen Themen Energieeffizienz, Klimaschutz und Energieversorgung beschäftigen möchte. Nur ist eine Kooperation mit der E.on ganz sicher der falsche Weg. Wer ist bloß auf die Idee gekommen, den Energieversorger zu fragen, wie man am besten Energie spart? Wir fragen ja auch nicht Marlboro um Rat, wenn wir uns das Rauchen abgewöhnen wollen, selbst wenn die sich mit Tabak bestens auskennen.

Es gibt viele Städte und Gemeinden, die frühzeitig erkannt haben, dass wir etwas zur Rettung unseres Klimas unternehmen und Wege aus der Abhängigkeit von Gas, Kohle und Atom suchen müssen. Die ersten Städte haben schon vor über dreißig Jahren angefangen, ihre Energieversorgung umzubauen und sind mit dem Thema heute weitgehend durch. Viele Städte erzeugen ihren Strom inzwischen aus rein erneuerbaren Quellen selber und versorgen ihre Nachbargemeinden gleich mit. Selbstverständlich haben diese Städte ihre eigenen Stadtwerke und besitzen und betreiben ihr eigenes Gas- und Stromnetz. In Neubaugebieten werden nur noch Passivhäuser mit Solardach gebaut. Schenefeld ist hier noch das absolute Schlusslicht. Die Arbeitsgruppe, die in Schenefeld zur Zeit ein Leitbild entwickelt, hat Ziele definiert, damit auch Schenefeld irgendwann einmal dort hinkommt, wo viele andere Städte schon sind. Auf der letzten Ratsversammlung sollte das energie- und klimapolitische Leitbild verabschiedet werden. Leider hat der “Fachdienst Planen und Umwelt” das erarbeitete Leitbild eigenmächtig um die wesentlichen Maßnahmen gekürzt so dass im Grunde nur die Ziele überblieben, die europaweit ohnehin für alle Kommunen gelten. Aber selbst dieses Fragment ging der CDU noch zu weit. Der Punkt wurde von der Tagesordnung gestrichen.

Aus unserer Sicht ist Schenefeld zur Zeit im bundesdeutschen Durchschnitt alles andere als eine “Musterkommune”. Es wird Zeit, dass wir uns dieses wichtigen Themas annehmen.
Wenn wir hier wirklich vorankommen wollen, sollten wir uns als Berater auf dem Weg dorthin an Organisationen und Firmen halten, die auf diesem Gebiet Erfolge aufzuweisen haben. Eine E.on gehört sicher nicht dazu.

Jochen Ziehmann