Bröckelnde Neubauten

Eine Brücke mit 41 ist noch nicht wirklich alt. Nur, eine Brücke oder ein Gebäude, welches heute zwischen 38 und 50 Jahre alt ist, wurde in einer Zeit gebaut, in der Pfusch am Bau eher die Regel denn die Ausnahme war. Autobahnen und damit Autobahnbrücken wurden in den 60er und frühen 70er Jahren in Massen gebaut. Die Brücken glaubte man dabei auf eine Mindestlebensdauer von 100 Jahren hin ausgelegt zu haben. Aber, die 100 sind jetzt 40 Jahre später irgendwie etwas schneller vergangen. Die Folge ist Rott und Verfall wo Prüfingenieure nur hinschauen. So auch bei der Rader Hochbrücke über den Nord-Ostsee Kanal. Überhaupt der NOK, die meist befahrene und damit eine der wichtigsten Wasserstraßen der Erde … Hundertjährige Schleusentore, Notsanierungen, ein Kanal am Rande des Zusammenbruchs.

Woran klemmt es? Ganz sicher auch am Geld, an den enormen Umschichtungen zugunsten des Aufbaus Ost, aber auch daran, dass Politiker lieber mit Neubauten glänzen, als mit der Sanierung und Erhaltung der Substanz.

Schleswig-Holstein trifft es derzeit besonders heftig. Aber wahrscheinlich ist das auch nur unsere Norddeutsche Perspektive und anderswo droht die verrottende Infrastruktur ähnliche Schäden anzurichten. Der Nord-Ostsee-Kanal und seine Querung drohen für alle Verkehrsströme ob Schifffahrt, Gütertransport, Tourismus, Pendelverkehr zum Albtraum für lange Zeit zu werden. Was wird, wenn die Rader Hochbrücke vollständig gesperrt werden muss? Noch dazu zu einer Zeit, wo auch der Rendsburger Tunnel nur einspurig befahrbar ist? Dann haben wir ja noch die Eisenbahn mit ihrem mehr als 100-jährigen musealen aber wunderschönen Brückenbauwerk in Rendsburg. Nun ja, von dort droht auch keine Rettung.

Doch welche Themen bestimmen noch immer die verkehrspolitische Agenda bei CDU und SPD? A20 Weiterbau über die A7 hinaus, feste Fehmarn-Belt Querung. Neubauprojekte, welche genau die Milliarden verschlingen werden, welche für den Erhalt und die Sanierung der bestehenden Infrastruktur so dringend benötigt werden. Und Geld weg heißt Geld weg. Man kann die Mittel, die der Weiterbau von A20 und die feste Fehmarn-Belt-Querung benötigen nicht für den Erhalt der Infrastruktur noch einmal ausgeben.

Was nütze eine Spurverbreiterung der A7 wenn die Rader Hochbrücke zum Nadelöhr wird? Vordringlich muss ein sechsspuriger Neubau mit einer verlässlichen Lebensdauer von mindestens 100 Jahren her. Bis die aber in Betrieb gehen kann werden 10 bis 15 Jahre vergehen. Auch muss der Nord-Ostseekanal in Gänze grundsaniert werden.

Vielleicht sollte man die Wirtschaft noch einmal sehr eindringlich befragen, was aus Ihrer Sicht besonders wichtig ist: Erhalt und Sanierung der Infrastruktur oder A20 Weiterbau und feste Fehmarn-Belt Querung. Alles wird nicht zeitgleich gehen. Vielleicht kommt die Wirtschaft dann auch von selbst auf den Gedanken, dass sich auch ohne Weiterbau der A20 in Schleswig-Holstein leben und wirtschaften lässt, nicht aber ohne den Nord-Ostseekanal und leistungsfähige Querungen.

Ach ja, dann wäre da noch die Einzelmeinung eines Grünen, der sich über die Zukunft der 1. Klasse bei der Bahn Gedanken machte. Guten Morgen Herr Kollege, wie ist das werte Befinden? Die shz: freute Ihre Initiative im Sommerloch …

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